Pseudepigrafie / Pseudepigrafen, in: Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde 3 (2024) 1638-1644:
„Pseudepigrafie (P.; von griech. pseudepigraphos = mit falscher Aufschrift) bedeutet „Falschzuschreibung“ (eines Schriftstücks). Pseudepigrafen sind Schriftstücke, die einen falschen Verfassernamen tragen. Im Unterschied zu anonymen Schriften, die keine Verfassernamen tragen, und orthonymen Schriften, deren Verfasserangaben zutreffen, stammen Pseudepigrafen nicht von den Autoren, deren Namen sie tragen. Primäre Pseudepigrafen werden von ihren Autoren mit einer falschen Verfasserangabe versehen, sekundäre Pseudepigrafen von ihren Lesern.
Zu berücksichtigen sind verwandte lit. Phänomene: Ein Plagiator versieht nicht seinen Text mit einem fremden Namen, sondern einen fremden Text mit seinem Namen. Der Interpolator schiebt dem Autor eines Textes einen nicht von diesem stammenden Abschnitt unter. Historiker können geschichtl. Personen fiktive Reden in den Mund legen.
Rechnete ein antiker Autor damit, dass seine unzutreffende Verfasserangabe von den Lesern durchschaut wurde, lag transparente P. ohne Täuschungsabsicht vor. Legte es ein Verfasser darauf an, seine Leser durch einen falschen Autorennamen über die Herkunft seines Textes zu täuschen, produzierte er eine lit. Fälschung. Für viele Schriften des frühen Christentums ist umstritten, ob es sich um Pseudepigrafen handelt und ob diese mit oder ohne Täuschungsabsicht verfasst wurden …“