Stylistic Diversity in the Corpus Ciceronianum and in the Corpus Paulinum

Stylistic Diversity in the Corpus Ciceronianum and in the Corpus Paulinum: A Comparison and Some Conclusions, in: Journal for the Study of Paul and his Letters 9 (2019) 118-157:

„The stylistic diversity in the Corpus Paulinum is not greater than that in Cicero’s oeuvre. In contrast to the Corpus Ciceronianum, however, the style differences in the Corpus Paulinum are less easily explained by a gradual stylistic improvement of the apostle Paul. The other scholarly explanations for the style differences in the Corpus Ciceronianum are better applicable to the style differences in the Corpus Paulinum. The different communication situations, the different types of texts, and the different addressees can plausibly explain many stylistic differences among the four Pauline letter groups. As scholarly explanations for the style differences in Cicero’s work imply, the different styles in the Corpus Paulinum need not be attributed to multiple authors. (Otherwise, Pauline scholars would have to argue against the scholarly consensus and claim that a substantial part of Cicero’s oeuvre is in fact pseudepigraphical.)“

Die historisch-kritische Methode in der Bibelwissenschaft

Die historisch-kritische Methode in der Bibelwissenschaft. Ihre Geschichte, ihre Leistungsfähigkeit und ihre Grenzen, in: Biblisch erneuerte Theologie 3 (2019) 53-87:

In der modernen Bibelwissenschaft werden sowohl die exegetische als auch die historische Methode als „historisch-kritische“ Methode bezeichnet. Die Wurzeln dieses Sprachgebrauchs reichen bis in die Antike. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Adjektiv „kritisch“ auch mit der Bedeutung prinzipiell „wunderkritisch“ verwendet. Daher kann „historisch-kritisch“ seitdem auch „historisch-wunderkritisch“ heißen. Die Frage, ob jemand „die“ historisch-kritische Methode befürwortet, lässt sich daher nicht mit einem einfachen „ja“ oder „nein“ beantworten. Die exegetische Methode besteht aus der synchronen und der diachronen Textanalyse. Gerade die exegetische Arbeit an einem so begrenzten Material wie den biblischen Texten muss sich vor der Gefahr der Überinterpretation hüten. Auch wenn die exegetische Methode mit Augenmaß angewandt wird, kann sie jedoch keinen existenziellen Zugang zu den biblischen Texten erzeugen. Das vermag nur eine pneumatische Erfahrung, die die exegetische Methode freilich nicht einschränken darf, sondern ergänzen muss. Die historische Methode besteht vor allem aus der äußeren und der inneren Quellenkritik. Der Historiker muss sich vor einem methodischen Misstrauen gegenüber den historischen Quellen hüten sowie vor einem daraus folgenden hyperkritischen Umgang mit seinen Quellen. Auch eine optimal angewandte historische Methode kann jedoch nur Wahrscheinlichkeitsurteile und keine absolute Gewissheit erzeugen. Eine ausreichende Gewissheit, dass die neutestamentlichen Kernaussagen zutreffen, entsteht nur durch den Heiligen Geist. Das im 19. Jahrhundert in die bibelwissenschaftliche Arbeit eingeführte Kriterium einer philosophischen Wunderkritik wurde besonders durch (David Friedrich Strauß und) Ernst Troeltsch weit verbreitet. Wissenschaftliche Kritiker dieser philosophischen Wunderkritik halten die Festlegung auf solche philosophischen Voraussetzungen für unangemessen und fühlen sich auch und gerade im Blick auf ihre Gottesvorstellung zur methodischen Offenheit verpflichtet (Abstract).

Wozu brauchen wir eigentlich Jesus?

Wozu brauchen wir eigentlich Jesus? in: anruf 3/2019, 15-17:

„ICH GLAUBE AN GOTT.“ Diesen Satz sagen wir Christen oft. Und das ist gut so. Es kommt mir aber so vor, als würden wir den Satz „Ich glaube an Jesus“ seltener sagen. Und einmal ganz einfach gefragt: Reicht der Glaube an Gott nicht aus? Wozu brauchen wir eigentlich Jesus? Warum soll man auch noch „entschieden für Christus“ sein? Wenn mir jemand diese Frage stellt (und wir etwas Zeit haben), gebe ich ungefähr diese Antwort: … (weiterlesen)

Das Besondere an Himmelfahrt ist nicht die Himmelfahrt

Jesu himmlische Thronbesteigung, in: Idea Spektrum 22/2019, 20-22:

Die großen christlichen Feiertage sind wie Alpengipfel. Der Aufstiegt ist je nach Trainingszustand mehr oder weniger mühsam. Aber der Ausblick lohnt jede Anstrengung. Auch Himmelfahrt ist solch ein hochalpiner Gipfel. Das Fest ist nicht ganz so populär wie Ostern und vor allem Weihnachten. Es wird auch nicht so ausführlich gefeiert. Aber es bietet uns einmal pro Jahr einen Anlass, uns daran zu erinnern, was die Spitzenaussagen unseres christlichen Glaubens sind. Erzählt wird die Himmelfahrt Jesu, soweit das möglich ist, im ersten Kapitel der Apostelgeschichte. Ich finde aber, um sie zu verstehen, müssen wir unsere Perspektive erweitern. Denn über die Bedeutung von Himmelfahrt wird am Anfang der Apostelgeschichte kaum etwas gesagt. Ich versuche es einmal mit zehn Thesen zu einigen biblischen Kerntexten … (weiterlesen)

Christologie in de evangeliën

Christologie in de evangeliën. Jesus‘ goddelijke majesteitsclaim bij de synoptici en Johannes, in: Theologie van het Nieuwe Testament in twingtig thema’s, Hg. A.D. Baum/P.H.R. van Houwelingen, Utrecht 2019, 111-129:

Die Vater-Sohn-Terminologie hat sich in der Christenheit durchgesetzt. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen wir unseren Glauben an Gott den Vater und „an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn“. Nicht zuletzt durch den Einfluss des Johannesevangeliums hat sich dieser Sprachgebrauch fest etabliert. Als Bibelleser, die ihre Christologie ganz johanneisch formulieren, müssen wir aber achtgeben, die Christologie vorjohanneischer Texte nicht daran zu messen, wie stark sie von der Vater-Sohn-Terminologie gesättigt sind. Sobald der Exeget nämlich durch die terminologische Oberfläche hindurchschaut und die christologische Substanz der Evangelien in den Blick nimmt, verflüchtigt sich der scheinbare christologische Niveauunterschied. Das vierte Evangelium enthält keine höhere Christologie als die synoptischen Evangelien. Jesus erhebt und begründet bei den Synoptikern denselben übermenschlichen Hoheitsanspruch wie bei Johannes. Meines Erachtens sollte man den Unterschied zwischen der johanneischen und der synoptischen Christologie mit den Adjektiven „implizit“ und „explizit“ beschreiben. Bei Johannes bedient Jesus sich einer viel expliziteren christologischen Terminologie als bei den Synoptikern. Bei Johannes bringt er seine göttliche Identität stärker auf den Begriff als bei den Synoptikern. Die implizite Christologie der Synoptiker und die explizite Christologie des Johannes unterscheiden sich zwar im Wortlaut, sind aber inhaltlich auf derselben theologischen Hochebene angesiedelt.

De canon van het Nieuwe Testament als normatief fundament

De canon van het Nieuwe Testament als normatief fundament, in: Theologie van het Nieuwe Testament in twingtig thema’s, Hg. A.D. Baum/P.H.R. van Houwelingen, Utrecht 2019, 57-76:

Historisch und theologische lässt sich die Kanonizität des neutestamentlichen Schriftenkanons aus der „Kanonizität“ Jesus Christi ableiten. In seinem Kern wurde der neutestamentliche Kanon von Anfang an christologisch begründet. Seine Grenze hat der Schriftenkanon bis heute am Übergang von der apostolischen zur nachapostolischen Lehre. Darum bleibt er theoretisch offen für Ergänzung durch apostolische Texte aus frühchristlicher Zeit. Er ist aber prinzipiell nicht erweiterbar durch nachapostolische Texte, selbst dann nicht, wenn diese von den größten Theologen oder einflussreichsten Christen ihrer Epoche stammen. Im Christentum galt es von Anfang an als legitim und nützlich, innerhalb des Schriftenkanons zwischen wichtigen und weniger wichtigen Aussagen zu differenzieren. Ebenso lässt sich zwischen der Mitte und dem Rand neutestamentlicher Bücher und des gesamten Neuen Testaments unterscheiden. Eine solche Mitte eignet sich als theologischer Orientierungspunkt, aber nicht als Selektionsprinzip. Gegenüber dem Konzept eines „Kanons im Kanon“, das innerhalb des Schriftkanons zwischen wertvollem Gold und wertlosem Erz unterscheiden will, halten katholische und ein Teil der protestantischen Theologen mit guten Gründen am Konzept eines normativen Schriftenkanons fest. Sie entgehen damit der Gefahr, die theologische Vielfalt des Neuen Testaments zu überzeichnen, ihre eigene theologische Urteilskraft zu überschätzen und das Neue Testament seiner theologischen Komplexität und Tiefe zu berauben.

Warum wir uns an die ganze Bibel halten sollten

Schrifenkanon oder „Kanon im Kanon“? Warum wir uns an die ganz Bibel halten sollten, in: Licht und Leben 3-4/2018, 2-5:

„Statt unserer Neigung zu folgen, einen Teil der theologischen Aussagen des biblischen Schriftenkanons als inakzeptabel auszusondern, sollten wir uns bewusst der Herausforderung stellen, mit der Christenheit der letzten 2000 Jahre auf die ganze Schrift zu hören. Denn nur dann können die biblischen Aussagen, die uns besonders fremd und unangenehm sind, als Korrektiv dienen und immer wieder unsere theologischen Unausgewogenheiten heilen“.

Women Praying and Prophesying in Corinth

Rez. zu Jill E. Marshall, Women Praying and Prophesying in Corinth. Gender and Inspired Speech in First Corinthians. Tübingen: Mohr Siebeck, 2017, in: ThLZ 143 (2018) 765-767:

„Warum hat Paulus den korinthischen Christinnen das prophetische Reden in 1 Kor 11 erlaubt und in 1 Kor 14 verboten? Auf diese Frage möchte Jill Marshall in ihrer an der Emory University verfassten Dissertation eine neue Antwort geben. Sie lautet, dass in 1 Kor 11-14 zwei gegensätzliche Tendenzen aufeinander treffen, die auch in der antiken Umwelt des Paulus unausgeglichen nebeneinander standen. Einerseits galten Frauen als besonders begabte Propheten. Andererseits wurde das öffentliche Reden von Frauen stark eingeschränkt. Auch Paulus schwankte zwischen einem geschlechterunabhängigen Rederecht für Propheten und Prophetinnen (in 1 Kor 11,2-11) und einer hierarchischen Geschlechterasymmetrie, die das prophetische Reden von Frauen ausschloss (1 Kor 14,33b-35) …“