Das Thema geht für mich biografisch zurück bis in meine Schulzeit. Im Religionsunterricht am Gymnasium hatte ich als junger und ziemlich unerfahrener Christ den Wunsch, dass wir auch mal im Neuen Testament lesen sollten, vor allem in den Evangelien. Ich habe das immer mal wieder vorgeschlagen. Aber mein Religionslehrer war zwar friedensbewegte und so weiter, aber kein großer Bibelleser. Er hat damals argumentiert, in den Evangelien etwas über Jesus von Nazareth nachzulesen, habe gar keinen Sinn. Denn die Autoren des Neuen Testaments hätten einen ganz anderen Wahrheitsbegriff gehabt als wir heute. Im Unterschied zu uns konnten sie nicht zwischen historischer Wahrheit und frei erfundener Fiktion unterscheiden. Darum dürften wir nicht in der Erwartung an diese biblischen Texte herangehen, darin etwas Belastbares über Jesus von Nazareth zu erfahren. Soweit ich mich erinnern kann, haben wir im Religionsunterricht dann auch nie gemeinsam im Neuen Testament gelesen. Mich hat diese Frage nach dem Wahrheitsbegriff aber weiter beschäftigt und ich habe mich gefragt: Kann das sein, dass die Leute vor 2000 Jahren viel unklarer gedacht haben als wir heute? …
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