Einleitung in das Neue Testament

Einleitung in das Neue Testament. Evangelien und Apostelgeschichte. Gießen: Brunnen Verlag, 2017

„In seiner umfangreichen historischen und literarischen Einleitung in die Evangelien und die Apostelgeschichte behandelt Armin Baum die klassischen Fragen der neutestamentlichen Einleitungswissenschaft. Neben der Sprache, dem Erzählstil, der Verfasserschaft, den Gattungen, der synoptischen Frage und der Entstehungszeit werden auch textkritische Besonderheiten und kanontheologische Problemen analysiert. Der Autor ist überzeugt, dass die neutestamentlichen Erzählbücher zur antiken Geschichtsschreibung gehören und dabei einen überwiegend alttestamentlich-jüdischen Charakter aufweisen. Die vier kanonischen Evangelien sind im Kontext einer antiken Gedächtniskultur entstanden, in der menschliches Erinnerungsvermögen und mündliche Überlieferung eine dominierende Rolle spielten. Bei der Beurteilung der Historizität der neutestamentlichen Geschichtsbücher ist vom antiken Konzept historischer Authentizität auszugehen, das sich nicht am Wortlaut, sondern am Inhalt orientierte“.

„Die Frauen sollen in den Gemeindeversammlungen schweigen“

„Die Frauen sollen in den Gemeindeversammlungen schweigen“: 1 Kor 14,33b-35 und 11,5 vor dem Hintergrund der antiken jüdischen Kultur, in: Mit der Bibel – Für die Praxis. Beiträge zu einer praktisch-theologischen Hermeneutik, Hg. Ph. Bartholomä/S. Schweyer, Gießen 2017, 59-76

„Als entscheidend für die Interpretation der beiden umstrittenen Aussagen in 1 Kor 11 und 14 hat sich die antike Unterscheidung zwischen dem öffentlichen und dem privaten bzw. häuslichen Raum erwiesen, die für die antike Definition männlicher und weiblicher Rollen und Rechte grundlegend war. Wie die Interpretation von 1 Kor 11,5 und 14,33b‑35 vor diesem kulturellen Hintergrund gezeigt hat, waren die Aussagen des Apostels Paulus erheblich restriktiver gemeint als manche Exegeten annehmen. In 1 Kor 14,33b‑35 hat Paulus den weiblichen Mitgliedern seiner Gemeinden in Übereinstimmung mit der jüdischen Sitte Wortbeiträge in öffentlichen Gemeindeversammlungen grundsätzlich untersagt. Dieses Verbot vertrat er so konsequent, dass er Christinnen sogar verbot, in öffentlichen Gemeindeversammlungen Fragen zu stellen. In 1 Kor 11,5 ist Paulus nicht von dieser strengen Linie abgewichen, sondern hat weiblichen Gemeindegliedern nur für den privaten bzw. häuslichen Raum (implizit) erlaubt, sich mit Wortbeiträgen an christlichen Zusammenkünften zu beteiligen. Auch diese tat er in Übereinstimmung mit der jüdischen (bzw. antiken) Sitte. Für Leser des Neuen Testaments, die die Heilige Schrift als die höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung betrachten, stellt sich die Frage, wie sie mit den Aussagen diesen Apostels Paulus über das Reden und Schweigen von Frauen umgehen sollen …“ (download)

Die Inspiration der Bibel

Die Inspiration der Bibel. Was verleiht diesem alten Buch eine so einzigartige Bedeutung? in: Glaubwürdig aus guten Gründen. Warum wir der Bibel vertrauen können. Hg. U. Wendel, Wuppertal 2017, 95-110:

„Die Bibel ist ein einzigartiges Buch. Aus christlicher Sicht ist sie bedeutender als alle anderen Büchern, die jemals geschrieben wurden und jemals geschrieben werden. Um das zu betonen, bezeichnen Christen die biblischen Bücher seit 2000 Jahren als inspiriert. Die Einzigartigkeit der Bibel kann man auf zwei unterschiedlichen Wegen erfassen und beschreiben …“

Beansprucht der synoptische Jesus eine göttliche Identität?

Rez. zu J. R. Daniel Kirk, A Man Attested By God. The Human Jesus of the Synoptic Gospels. Grand Rapids: Eerdmans 2016, in: ThLZ 142 (2017) 1038-1041:

„An britischen Universitäten gibt es eine Gruppe von Neutestamentlern, die sich seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts scherzhaft als „Early High Christology Club“ bezeichnet. Diesem Club hat Larry Hurtado 2003 unter dem Kürzel „EHCC“ sein grundlegendes Buch „Lord Jesus Christ“ gewidmet. Diese Gruppe von Bibelwissenschaftlern ist der Meinung, dass bereits die frühesten christlichen Quellen eine hohe göttliche Christologie bezeugen, die sich wahrscheinlich auf den ersten Jüngerkreis kurz nach der Kreuzigung Jesu zurückführen lässt. In diesem Zusammenhang vertritt Richard Bauckham die These, dass Jesus auch in den synoptischen Evangelien nicht nur als menschlicher Agent Gottes handelt, sondern Teil hat an der Identität des Gottes Israels. Gegen diese These und ihre Hauptvertreter wendet sich der US-amerikanische Exeget Daniel Kirk in seinem Buch „A Man Attested By God“. Seines Erachtens schreibt sich der synoptische Jesus keine göttliche Identität zu, sondern agiert als reiner Mensch, den Gott durch seinen Geist zu seiner messianischen Aufgabe ermächtigt hat …“

Oral Tradition and Synoptic Verbal Agreement

Rez. zu. T. M. Derico, Oral Tradition and Synoptic Verbal Agreement. Evaluating the Empirical Evidence for Literary Dependence. Eugene, Oregon: Pickwick Publications 2016, in: ThLZ 142 (2017) 1035-1038:

„In recent times a number of New Testament scholars have come to the conclusion that copying may not offer the best explanation for the Synoptic Problem. A growing minority believes that the influence of oral tradition has long been underestimated. In his Oxford dissertation, which was supervised by Chris Rowland, and David Wenham, Travis Derico has joined the group of exegetes who apply an interdisciplinary empirical approach to the Synoptic Problem and explore the possible contributions of the most recent field research on orality and oral tradition …“ (download).

Müssen die Frauen heute immer noch schweigen?

Die Bibel und ihre schwierigen Stellen. Warum Frauen im Neuen Testament zu schweigen hatten – und ob sie es heute immer noch müssen, in: EiNS. Das Magazin der Evangelischen Allianz 3/2017, 19-21:

„Als Christen befolgen wir nicht einfach die ganze Bibel wörtlich, egal wie bibeltreu wir sind. Das haben auch Martin Luther und die übrigen Reformatoren nicht getan. Denn selbstverständlich halten wir uns nicht an die alttestamentlichen Gesetze des Mose, sondern beschränken uns in der Regel auf das doppelte Liebesgebot und die Zehn Gebote. Aber wie verhält es sich mit dem Neuen Testament? Halten wir uns an dessen Vorschriften eins zu eins? Wie steht es mit einigen besonders schwierigen Stellen? …“ (weiterlesen)

Content and Form: Authorship Attribution and Pseudonymity in Ancient Speeches, Letters, Lectures, and Translations

Content and Form: Authorship Attribution and Pseudonymity in Ancient Speeches, Letters, Lectures, and Translations — A Rejoinder to Bart Ehrman, in: Journal of Biblical Literature 136/2 (2017) 381–403:

„The ancient notion of authorship and forgery can be analyzed in various ancient texts, including embedded texts (e.g., reported speeches) and independent texts, some written under the author’s control (e.g., speeches, letters, and history books), as well as others written independently of the author’s control (e.g., translations and unauthorized lecture publications). In all cases an authorial attribution was regarded as correct and nondeceptive if either content and wording or just the content of a particular text could be traced back to the author whose name it carried. This prevailing principle of ancient authorship attribution, while often taken for granted and applied without further explanation, was also stated explicitly in several places. These ancient statements are in conflict with the most innovative contribution of Bart Ehrman’s otherwise very useful recent book Forgery and Counterforgery (2012). Ehrman has rightly joined the growing number of scholars who have raised substantive doubts regarding the once-popular thesis of innocent ancient pseudepigraphy. At the same time, his assertion that in antiquity a text’s authenticity was assessed not on the basis of its content but always on the basis of its wording goes one step beyond what the numerous relevant ancient sources reveal“ (Abstract).

Acts of God in History According to Pagan, Jewish, and Christian Historiography

Acts of God in History According to Pagan, Jewish, and Christian Historiography: The Contribution of Ancient Historians to the Philosophical and Religious Controversy about Divine Revelation and Its Theological Implications, in: Interreligious Relations. Biblical Perspectives, Hg. H. Hagelia / M. Zehnder, London: Bloomsbury, 2017, 232-255:

„Ancient historians came to very different conclusions regarding the truth content of the miracle stories they mention and held very different views of the divine. Most Greco-Roman historians believed that only natural acts of God in history were possible. In contrast, Old and New Testament historians reported supernatural acts of God and even bodily resurrections. These different approaches to miracles by ancient historians were closely linked to their understanding of the divine. Many Greco-Roman historians spoke of the gods in a very general and unspecific way. They were convinced that the gods governed humanity but their particularities and characters remained largely unknown. In Old and New Testament historiography a Jewish-Christian understanding of God left enough room for regarding supernatural acts of God as historical events. For Luke the supernatural events which God had brought about revealed his character in a way that was unprecedented in Greco-Roman theology. The first Christians believed that because their God had revealed himself in history in a supernatural way, they could surpass the limitations and uncertainties of Greco-Roman theology and make more specific statements about his character and his grace than any of their pagan contemporaries“ (Abstract).

Welche Rolle spielt das Gesetz des Mose für die christliche Ethik?

Welche Rolle spielt das Gesetz des Mose für die christliche Ethik? in: Anruf. Magazin des EC in Deutschland 1/2017, 18-19:

„Um herauszufinden, wie es ist, wenn man sich genau an die Bibel hält, unternahm der US-amerikanische Journalist A. J. Jacobs (geb. 1968) ein interessantes Experiment. Er hielt sich ein Jahr lang so streng wie möglich an die über 700 Regeln, die er in der Bibel gefunden hatte. Vier Monate widmete er dem Neuen und acht Monate dem Alten Testament, vor allem den Gesetzen des Mose: Er spendete (nicht zehn Prozent aber) zwei Prozent seines Einkommens (Lev 27,30). Am Sabbat erledigte er keinerlei Arbeit (Ex 20,8). Er trug keine Kleidung aus Mischgewebe (Lev 19,19). Er hielt sich an die mosaischen Speisegesetze (Lev 11,2). Mit menstruierenden Frauen vermied er sieben Tage lang jeglichen Kontakt (Lev 15,19). Und an Gesetzesbrechern vollzog er (symbolische) Steinigungen (Lev 20,27) …“ (weiterlesen)