Schweigen, Schmuck und Schleier

Schweigen, Schmuck und Schleier, in: IDEA 35/2023, 20-21:

„Vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle unter der Überschrift „Andere Zeiten, andere Sitten“ eine Leserfrage zum Frageverbot in 1. Korinther 14,33b-35 beantwortet (Ausgabe 30/31). In einem zweiten Schritt ordne ich meine kurze Antwort zu dieser Detailfrage in das Gesamtbild ein. Ich erkläre genauer, warum ich die Auslegung von Johannes Calvin (1509-1564) für richtig halte – und gehe auf einige Einwände ein …“

A Synopsis of Galatians and Romans

A Synopsis of Galatians and Romans: Its Relevance for the Interpretation of the Synoptic Parallels Between 1 and 2 Thessalonians and Between Colossians and Ephesians, in: Let God Be True: Perspectives on Romans 3, Hg. J. Kok u.a., Georgias Biblica Studies 73, Piscataway: Georgia Press, 2023, 271-301:

„Surprisingly in the critical analysis of the synoptic parallels between 1 and 2 Thessalonians and between Colossians and Ephesians, the synoptic parallels between Galatians and Romans have rarely been considered. This is an unfortunate shortcoming since according to an undisputed methodological rule (at least in theory) all 13 Pauline letters must be measured against the same critical standards. The undisputed letters of Paul must not be left out of consideration or examined less strictly than the disputed ones. Double standards are not acceptable.

As my simple Greek synopsis of Galatians and Romans reveals, the arguments against the authenticity of 2 Thessalonians and Ephesians, which are based on their synoptic parallels with 1 Thessalonians and Colossians respectively apply as well to the synoptic parallels between Galatians and Romans. While scholars have often interpreted substantial repetition, a considerable amount of verbal agreement, conflations of two or more passages, repeated borrowings from the same passages, and the reuse of words and phrases with a different meaning as clear indications of inauthenticity, in his Letter to the Romans Paul used all these literary strategies.

It follows that if according to these criteria 2 Thessalonians and Ephesians must be regarded as unauthentic, for the same reasons Romans cannot be the work of Paul. Or vice versa, if these criteria cannot be applied to test and disprove the authenticity of Romans, then neither may they be used to test and disprove the authenticity of 2 Thessalonians and Ephesians. Frankly, for obvious reasons, I prefer the second option. As a matter of course, the observations in this article do not settle the question whether 2 Thessalonians and Ephesians are authentic or not, but they imply that for methodological reasons the arguments from the synoptic parallels between the disputed Pauline letters which have been developed and applied by William Wrede, Leslie Mitton, E. P. Sanders, and many others must be abandoned. They simply are not reliable critical instruments.“

„Die Frau schweige in der Gemeinde“: Andere Zeiten, andere Sitten

„Die Frau schweige in der Gemeinde“: Andere Zeiten, andere Sitten, in: IDEA 30-31/2023, 26-27:

„In der IDEA-Serie „Schwierige Bibelstellen“ beantworten Theologen Fragen der Leser zu komplizierten Versen der Heiligen Schrift. Weiter geht es mit 1. Korinther 14,33 b–35: ‚Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen schweigen in den Gemeindeversammlungen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wollen sie aber etwas lernen, so sollen sie daheim ihre Männer fragen. Es steht einer Frau schlecht an, in der Gemeindeversammlung zu reden.‘ Den Vers erläutert der Professor für Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen, Armin Baum …“

Pseudepigraphy/Forgery

Pseudepigraphy/Forgery, in: Dictionary of Paul and His Letters, 2nd edition, Hg. S. McKnight u.a., Downers Grove: InterVarsity, 2023, 877-882:

1. Anonymity, Orthonymity, Pseudonymity and Allonymity

2. Different Kinds of False Attribution

3. False Attribution with Deceptive Intent

4. False Attribution without Deceptive Intent

5. The Deceptive Intent of False Attribution in Early Christian

6. The Moral Evaluation of Literary Forgery by its Authors

7. Roman-Catholic Coping Strategies for Canonical Pseudepigraphy

8. Protestant Coping Strategies for Canonical Pseudepigraphy

Wahrheit und Dichtung – Glaube und Geschichte – Geist und Methode

Dieser Vortrag, der Ende 2022 auf der Marburger Tagung des AgO gehalten wurde, beantwortet auf Wunsch der Veranstalter überblicksartig mehrere Fragen zur bibelwissenschaftlichen Arbeit am Neuen Testament in geistlicher Perspektive: (1) Konnten antike Historiker zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden? Wollten die neutestamentlichen Evangelisten zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden? (2) Worin unterscheidet sich der historische Wahrheitsanspruch der Bibel von unserem modernen Wahrheitsverständnis? Nach welchen Regeln haben antike Geschichtsschreiber historische Reden wiedergegeben? Nach welchen Regeln haben die neutestamentlichen Geschichtsschreiber historische Reden wiedergegeben? (3) Was ist die historisch-kritische Methode und wie ist sie zu beurteilen? Was ist das Grundproblem der historisch-wunderkritischen Methode? (4) Wie verhalten sich ein wissenschaftlicher und ein geistlicher Zugang zum Neuen Testament zueinander?

Das Konzept der sexuellen Orientierung in der Antike und im Neuen Testament

Das Konzept einer konstitutionellen sexuellen Orientierung ist uns in unserer modernen westlichen Gesellschaft seit Langem geläufig. In der aktuellen sexualethischen Diskussion taucht gelegentlich die Frage auf, ob man in der Welt des Neuen Testaments ein solches Konzept auch schon kannte.

In einigen bibelwissenschaftlichen Veröffentlichungen werden spätestens seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts – oft nur nebenbei und ohne nähere Begründung – folgende Behauptungen aufgestellt: In der Antike hat man nicht gewusst, dass es sich bei Homosexualität um eine irreversible Prägung handelt. Darum konnte auch der Apostel Paulus nicht wissen, dass Homosexualität eine unverschuldete und unveränderbare Veranlagung ist. Weil Paulus alle Menschen für heterosexuell hielt, ist er Menschen mit einer homosexuellen Orientierung nicht gerecht geworden.

In diesem Vortrag begründe ich anhand der wichtigsten antiken Quellen zum Thema, warum ich diese Urteile über den antiken Kenntnisstand zur sexuellen Orientierung für unzutreffend halte.

Von der Bibel zur ethischen Praxis: Wie hat Paulus seine Ethik entwickelt?

In der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz Deutschland (2018) heißt es: „Die Bibel … ist von Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“. Um herauszufinden, wie es ist, wenn man sich genau an die Bibel hält, unternahm der US-amerikanische Journalist A. J. Jacobs (geb. 1968) ein interessantes Experiment. Darüber hat er ein Buch geschrieben, das auch ins Deutsche übersetzt worden ist: „Die Bibel & Ich. Von einem, der auszog, das Buch der Bücher wörtlich zu nehmen“. Jacobs hielt sich ein Jahr lang so streng wie möglich an die über 700 Regeln, die er in der Bibel gefunden hatte. Vier Monate widmete er dem Neuen und acht Monate dem Alten Testament. In seiner alttestamentlichen Phase spendete er (nicht zehn, aber) zwei Prozent seines Einkommens (Lev 27,30). An den Samstagen erledigte er keinerlei Arbeit (Ex 20,8), sondern überließ sie seiner Frau. Und an Gesetzesbrechern vollzog er (symbolische) Steinigungen (Lev 20,27). Dieser Erfahrungsbericht zeigt, wie eigenartig es wäre, das Gesetz des Mose als Handbuch für die christliche Ethik zu verwenden. Christen, die sich daran halten würden, hätten ein außerordentlich schweres Leben (und würden sich außerdem lächerlich machen) …

Wie viele der drei Pastoralbriefe hat Paulus geschrieben?

(Besprechung von) J. Herzer, Die Pastoralbriefe und das Vermächtnis des Paulus. Studien zu den Briefen an Timotheus und Titus, Hg. Jan Quenstedt (WUNT 476), Tübingen: Mohr Siebeck, 2022, in: AfeT Rezensionen (22. Okt. 2022):

Seit Jens Herzer, Professor für Neues Testament an der Universität Leipzig, vor etwa 20 Jahren begonnen hat, sich intensiver mit den Pastoralbriefen zu befassen, widerspricht er mit gleichbleibender Konsequenz der in der deutschen und internationalen Fachwelt etablierten Mehrheitsmeinung, diese drei Briefe könnten nicht von Paulus verfasst worden sein. Unter Verweis auf die „Third Quest“ in der Jesusforschung und die „New Perspective“ in der Paulusforschung plädiert er dafür, auch im Blick auf die Pastoralbriefe einen Paradigmenwechsel zu vollziehen (62). Offensichtlich teilt er die von ihm zitierte Überzeugung des amerikanischen Neutestamentlers Luke Timothy Johnsons, es gebe in der neutestamentlichen Echtheitskritik eine „große und rätselhafte Kluft zwischen der massiven sozialen Realität des derzeitigen wissenschaftlichen Konsenses und der Qualität der Methoden und Argumente, mit denen er vermeintlich gestützt wird“ (23). H.s von der Mehrheitsmeinung unabhängige Arbeit an den Pastoralbriefen hat ihn zu drei markanten Überzeugungen geführt … (download)

Können Frauen durch Kindergebären gerettet werden?

Ein FTH Podcast

Es gibt Texte der Bibel, mit denen wir als heutige Leser, die nicht in der antiken Welt der Bibel gelebt haben, wenig anfangen können. Und ein solcher Text ist mit Sicherheit der Vers aus 1.Tim 2,15, wo der Apostel Paulus schreibt, „dass Frauen durch das Kindergebären gerettet werden.“ Was hat es mit dieser Aussage auf sich und wie kann sie auf dem Hintergrund der Antike interpretiert werden?