Das Konzept der sexuellen Orientierung in der griechisch-römischen Umwelt des Neuen Testaments

Das Konzept der sexuellen Orientierung in der griechisch-römischen Umwelt des Neuen Testaments: Philosophische, medizinische, astrologische und andere Quellentexte in deutscher Übersetzung, in: Ephemerides Theologicae Lovanienses 99 (2023) 609-637 [open access]:

Abstract: The thesis of Karl Hoheisel in his seminal RAC article of 1994 that ‚the concept of constitutional, predispositional homosexuality was already common in the Hellenistic world‘ can be confirmed by numerous additional statements from philosophical, medical, astrological and other Greco-Roman source texts. Hence the argument used by several biblical scholars that the ancient world did not know (or only tentatively knew) of the notion of different sexual orientations or that Paul could not have known that homosexuality was an unintended and irreversible predisposition is historically untenable.

Das Konzept der sexuellen Orientierung ist bereits in philosophischen, medizinischen und astrologischen Texten sowie in der Unterhaltungsliteratur der Antike nachweisbar. Die Aussage, es sei erst im 19. Jahrhundert entwickelt worden und in der Antike unbekannt gewesen, ist unzutreffend. Die Vielzahl antiker Autoren unterschiedlichster Fachrichtungen und Epochen, die sich zum Thema geäußert haben, lassen sich auch nicht als Einzelstimmen bezeichnen. Genauso unzureichend ist angesichts der Ausführlichkeit, mit der sich antike Philosophen, Mediziner und Astrologen zum Thema geäußert haben, die Einschätzung, eine homosexuelle Verlangung sei in der Antike allenfalls in Ansätzen bekannt gewesen.