De canon van het Nieuwe Testament als normatief fundament, in: Theologie van het Nieuwe Testament in twingtig thema’s, Hg. A.D. Baum/P.H.R. van Houwelingen, Utrecht 2019, 57-76:
Historisch und theologische lässt sich die Kanonizität des neutestamentlichen Schriftenkanons aus der „Kanonizität“ Jesus Christi ableiten. In seinem Kern wurde der neutestamentliche Kanon von Anfang an christologisch begründet. Seine Grenze hat der Schriftenkanon bis heute am Übergang von der apostolischen zur nachapostolischen Lehre. Darum bleibt er theoretisch offen für Ergänzung durch apostolische Texte aus frühchristlicher Zeit. Er ist aber prinzipiell nicht erweiterbar durch nachapostolische Texte, selbst dann nicht, wenn diese von den größten Theologen oder einflussreichsten Christen ihrer Epoche stammen. Im Christentum galt es von Anfang an als legitim und nützlich, innerhalb des Schriftenkanons zwischen wichtigen und weniger wichtigen Aussagen zu differenzieren. Ebenso lässt sich zwischen der Mitte und dem Rand neutestamentlicher Bücher und des gesamten Neuen Testaments unterscheiden. Eine solche Mitte eignet sich als theologischer Orientierungspunkt, aber nicht als Selektionsprinzip. Gegenüber dem Konzept eines „Kanons im Kanon“, das innerhalb des Schriftkanons zwischen wertvollem Gold und wertlosem Erz unterscheiden will, halten katholische und ein Teil der protestantischen Theologen mit guten Gründen am Konzept eines normativen Schriftenkanons fest. Sie entgehen damit der Gefahr, die theologische Vielfalt des Neuen Testaments zu überzeichnen, ihre eigene theologische Urteilskraft zu überschätzen und das Neue Testament seiner theologischen Komplexität und Tiefe zu berauben.